Das Mausoleum und die Terrakottakrieger und -pferde des Qin Shi Huang (im allgemeinen auch als Qin Shi Huang Di bezeichnet), des ersten Kaisers der Qin-Dynastie (221-206 v. Chr.) , befinden sich am Fuss des Lishan-Berges im Kreis Lintong, etwa 40 Kilometer von Xi'an, Hauptstadt der Provinz Shaanxi. Es nimmt eine Flaeche von mehr als 60 Quadratkilometern ein und ist weit groesser als der Umfang des Stadtgebietes vom heutigen Xi'an. Die 47 Meter hohe Grabpyramide ist heute von Granatapfelbaeumen und zwei rechtwinkligen Einfriedungen umgeben. Das Mausoleum steht unter staatlichem Schutz und wurde 1987 in die "Liste der Kulturdenkmaeler der Erde (UNESCO-Liste) der Vereinten Nationen aufgenommen.

Qin Shi Huang(259-210 v. Chr.) hiess Ying Zheng. Mit 12 Jahren bekam er den Koenigsthron des Staates Qin zugesprochen. Ein Jahr spaeter ordnete er den Bau seines Mausoleums an, der riesige Summen verschlang. Im grossen Stil wurden die Bauarbeiten allerdings erst vorgenommen, nachdem Qin Shi Huang im Jahre 221 v. Chr. die anderen sechs Staaten Qi, Chu, Yan, Han, Zhao und Wei annektierte und China vereinigte. Er gründete die Qin-Dynastie (221-207 v. Chr.)und verlieh sich selbst den Titel "Qin Shi Huang Di", den ersten Kaiser der Qin-Dynastie. Die Bauarbeiten des Mausoleums dauerten mehr als 40 Jahre bis zu seinem Tod. Mehr als 700 000 Sklaven waren beim Bau der Grabanlage eingesetzt. Der Ueberlieferung nach sollte die Grabkammer, die tief unter der wasserführenden Schicht liegt und mit Quecksilber gefüllt ist, aus Bronze und der Sarg aus Gold bestehen. Zum Schutz gegen Raub wurden zu beiden Seiten des Grabwegs automatische Bogenschiessanlagen angebracht.

Das ganze Mausoleum war ein parkfoermiger Baukomplex. Imposante Bauwerke über der Erde waren schon laengst zerstoert. Nach umfassenden Untersuchungen durch Bohrung hat man festgestellt, dass das Mausoleum ganz dem Bauplan von Xianyang, der Hauptstadt der Qin-Dynastie, entspricht. Der unterirdische Palast symbolisiert den Kaiserpalast in der Hauptstadt Xianyang. Archaeologen sind der Meinung, dass alle Gegenstaende im Mausoleum von symbolischer Bedeutung seien. Von der Lage der drei Gruben her betrachtet, stellt vermutlich die Tonarmee die ausserhalb des Palastes in Xianyang stationierten kaiserlichen Wachtruppen dar.

Im Maerz 1974 stiessen einige Bauern im Kreis Lintong beim Ausschachten eines Brunnens am Fuss des Lishan-Berges, ungefaehr eineinhalb Kilometer oestlich des Mausoleums des Qin Shi Huang, auf lebensgrosse Tonfiguren. Die Nachricht sprach sich rasch herum. Archaeologen begannen die Ausgrabungen und Untersuchungen. Was sie entdeckten, war eine Sensation: Auf einer Flaeche von etwa 20 000 Quadratmetern, in drei Gruben stand eine ganze Armee aus Ton, insgesamt ungefaehr 8000 lebensgrosse Tonsoldaten und -pferde, mehr als 100 hoelzerne Streitwagen und über 40 000 Bronzewaffen. Zum Schutz der Tonfiguren wurde in den Jahren 1980, 1987 und 1988 über dem Ausgrabungsort der 1., 2. und 3. Grube je eine Ausstellungshalle errichtet.

Mit einer Flaeche von 12 000 Quadratmetern ist die 1. Grube die groesste. In dieser Grube hat man mehr als 6000 Tonkrieger und -pferde gefunden. Von Norden nach Süden erstreckt sich in der Grube Nr. 1 ein Korridor, in dem sich eine aus Bogenschützen bestehende Vorhut befindet. Sie steht in drei Reihen mit je siebzig Kriegern. Dahinter gibt es elf von Osten nach Westen verlaufende Korridore. In sechs von ihnen stehen Streitwagen, jeder von vier lebensgrossen Pferden gezogen; die anderen fünf beherbergen bewaffnete Fusssoldaten. Insgesamt sind es 40 Reihen, bei denen sich Streitwagen und Infanteriesoldaten abwechseln. Hierbei handelt es sich um den Hauptteil der Armee.

Die Grube Nr. 2 ist halb so gross wie die Grube Nr. 1. Hier wurden mehr als 1000 Tonkrieger und -pferde entdeckt. Die Grube Nr. 3 liegt hinter der 1. Und 2. Grube. In dieser 500 Quadratmeter grossen Grube hat man 68 Tonfiguren gefunden. Dem Urteil der Archaeologen zufolge ist die Grube Nr. 3 der Sitz des Oberkommandostabs. Nach Meinung der Experten waren diese Tonfiguren früher bunt bemalt. Aber Feuchtigkeit und Hitze bewirkten zum grossen Teil entweder das Abblaettern oder Verblassen der Farben.

Die Freilegung der Tonkrieger und der anderen historischen Kulturgegenstaende bietet wertvolles Material über die Erforschung der Geschichte, des Militaerwesens, der Kultur und Kunst der Qin-Dynastie.